Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde Mi Feb 19, 2014 1:49 am
Er blinzelte erstaunt, als der Ältere plötzlich und unvermutet kräftig sein Handgelenk fasste und diese Worte sprach, die von mehr als genug Hass für eine ganze Gruppe von Personen zeugte und doch in einer einzelnen gefangen war. Callondor tat ihm in diesem Moment beinahe Leid, denn egal wie sehr er die Kreaturen der Finsternis auch verabscheute, so hatte Juveniel doch noch nie einen Grund gehabt, jemanden oder etwas so unglaublich zu hassen. Er kannte das Gefühl des Hasses, sicherlich. Aber nicht in diesem Ausmaß und grade war er wirklich froh darum. So nickte er denn auch nur und gab leise und besänftigende Laute von sich, während er sich aus dem Griff des nun wieder zurückgesunkenen Elbenherren befreite, allerdings sanft und ohne Hast. Dann griff er nach Umhang und Decke, die ja unter Callondor lagen und hüllte den Älteren regelrecht hinein, bevor er ihn noch etwas trinken liess und sich dann daran machte, dicht neben ihm ein Feuer zu entzünden und ein Abendessen zu bereiten. Zwar war die Gefahr groß, dass man sie aufspüren würde, wenn noch jemand suchte und das Feuer sah, aber auf der anderen Seite brauchte der Noldo auch eindeutig etwas Vernünftiges im Magen und ein wenig Wärme könnte auch nicht schaden. Da Juveniel aber sicher nicht vorhatte, als Wärmequelle zu dienen, solange das nicht notwendig wäre, würde es eben so gehen müssen. Also duftete es schon bald recht angenehm nach dem Eintopf, den er aus seinen schon recht kargen Vorräten und einigen Kräutern, die er in der Umgebung gefunden hatte, fertigte. Zuvor hatte er zwar geplant, etwas Kaltes zuzubereiten, aber Callondor schien ihm wie einer, der Wärme grade vertragen konnte, also ging er das Risiko ein und seufzte leise. Er hoffte, dass sich ihnen niemand näherte, den man als Feind einordnen musste, denn dann wären sie in Schwierigkeiten. Er konnte zwar kämpfen, aber sein Begleiter würde das wohl grade nicht vermögen. Dennoch war das Feuer seiner Meinung nach notwendig und so blieb er denn wachsam, während er kochte und auch, als er Callondor eine Schale Eintopf brachte und sich neben ihn hockte, um ihm zu helfen, falls es nötig sein sollte. Die Worte des Anderen hatten in ihm eine leise Unruhe ausgelöst, die er vorher nicht verspürte, aber auch diese würde sich wieder legen, wie er wusste und so machte er sich nun eben an die Aufgabe, die im Moment am Wichtigsten war: Ein wenig Nahrung in Callondor hinein befördern und hoffen, dass er sie gut aufnahm und vertrug und dass die Kräuter und das Fleisch im helfen würden, wieder zu Kräften zu kommen.
Callondor
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde So März 02, 2014 4:31 am
Sie waren beide schweigsam und blieben es, als sie ihr Lager aufschlugen jenseits der Augen, die über die Wege kommen konnten. Juveniel störte Callondor nicht in seinen zähflüssigen Gedanken, die ihm schwer wie Pech durch die Sinne rannen, und Callondor unterbrach nicht, was Juveniel tat. Er bekam nicht viel von dem Handeln des anderen mit, aber verstand wohl, was ihm gereicht wurde, als er mit einem Mal eine Schale in den Händen hielt. Essen konnte er und es war seiner Schwäche geschuldet, dass er nicht schlang. Die Orks hatten ihn auszehren lassen und es war ihm bei ihnen nicht gut gegangen. Er hätte auch ein einfacheres Mahl mit großer Wertschätzung hingenommen, doch wie hier und jetzt wäre sie schweigend gekommen. Er sprach keinen Dank, doch lag in seinen Bewegungen und dem, was er nicht sagte, die Gewissheit für den Grünelben, dass Callondor die Tat Juveniels anerkannte. Die Verachtung des jüngeren Elben war ihm immer schon gleichgültig gewesen; Callondor verlor wenig Gedanken an die, die ihm nicht beachtenswert schienen. Heute hatte Juveniel sich eines Gedankens verdient gemacht, und sicher war er anderer Art als all dies, was Callondor von ihm gedacht hätte, hätte er sich vor diesem Tage mit dem Wäldling beschäftigt. "Wie weit noch bis nach Bruchtal?", fragte er irgendwann, als die Schale geleert und er kräftiger war. Er sprach noch leise, seine Worte waren kaum mehr als ein getragenes Säuseln zwischen Blättern und er wusste nicht, ob er vorher nicht schon einmal diese Frage gestellt hatte. Jetzt aber war er fähig, die Antwort zu erfassen und zu behalten.
Wethrinvar
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde So März 02, 2014 5:41 am
Erleichtert registrierte er, dass der Ältere selbst essen konnte und so zog er sich denn wieder ein Stück zurück, um ihm Ruhe zu lassen und Zeit zu geben und nahm seine eigene Mahlzeit ebenfalls schweigend zu sich. Er hatte nicht und hatte nie viel für den Noldo über gehabt, von dem sein Vater in so freundlichem Tone sprach. Aber Wethrinvar hatte ihn dazu erzogen, seine Meinung zwar rasch zu bilden, aber sie ebenso rasch revidieren zu können, wenn es sich denn als nötig erwies. Und es war hier eindeutig von einer gewissen Notwendigkeit, wenn man bedachte, dass Callondor grade etwas überstanden hatte, was viele andere nicht zu überleben vermocht hätten. Also musterte er ihn nur unter halb gesenkten Lidern und wälzte Gedanken, die ihm nicht gefielen, da er nicht vor hatte einen der Bruder- und Sippenmörder, die die Noldor nunmal in seinen Augen allesamt waren, mit Freundlichkeit und Respekt zu sehen. Aber genau diese beiden Dinge musste er Callondor grade zollen, ob er es wollte oder nicht und das schmeckte ihm nicht wirklich. Es verwunderte ihn auch, dass er sich so geirrt haben sollte, aber andererseits war er noch jung, wie sein Vater immer sagte und konnte noch eine Menge lernen. Also weigerte er sich nach einer Weile nicht mehr, die neue Situation zu akzeptieren, sondern beschloss, dass er diesem Elbenherren wohl noch eine zweite Chance einräumen musste, so wie er sich gehalten hatte und immer noch hielt, trotz der Dinge, die ihm geschehen waren. Und da Callondor sich auch zu allererst um seine Gefährten und nicht sich selbst gesorgt hatte, konnte er ihm nicht einmal selbstsüchtiges Verhalten vorhalten. Es war schon eine Schande... Seufzend gestand er sich also ein, dass er wohl diesen Elben falsch eingeschätzt hatte und hob den Blick wieder, als Callondor, dessen Bewegungen allesamt eine gewisse Dankbarkeit für die Pflege und seine Sorge wiederspiegelten, seine Frage stellte. Er wiegte also ein wenig den Kopf hin und her und lächelte schmal und beinahe scheu, denn er war noch nicht bereit , sich wirklich ganz offen gegenüber dem Anderen zu verhalten. Er konnte schließlich nicht aus seiner Haut.... So blickte er ihn denn nur nachdenklich an und hob dann sachte eine Schulter, ließ sie wieder sinken und meinte in neutralem Tonfall : " Wenn wir keine Pausen einlegen müssen und uns nicht irgendjemand dazwischen kommt, sollten wir in zwei Tagen gegen Abend dort anlangen. Ich gehe schließlich nicht davon aus, dass wir ein allzu scharfes Tempo vorlegen können, aber selbst dann wären wir noch eine Weile unterwegs. Ruht Euch also aus und schlaft ein wenig und ich werde diese Nacht wachen und darauf achten, dass wir morgen zeitig aufbrechen können. Dann seid Ihr vielleicht auch wieder ausreichend bei Kräften, um zu erklären, was genau geschehen ist, bevor wir beiden Euch fanden." Ein weiteres Schulterzucken und das wethrinvartypische Schieflegen des Kopfes folgten auf die Worte, während die grünen Augen Callondor neugierig und abwartend musterten. Währenddessen zog er allerdings mit einer schon fast trägen Bewegung Bogen und Köcher zu sich heran und wandte schließlich den Blick vom Gesicht des älteren Elben auf seine Pfeile, um sie alle kurz zu überprüfen, bevor er auch die Sehne des Bogens und das polierte Holz selbst sorgfältig abtastete und entlangstrich. So konnte er schließlich etwas Nützliches tun, während er darauf wartete, dass der Ältere antwortete.
Orlac
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde Mo März 03, 2014 1:50 am
(Bruchtal)
Tinpedir lächelte. Es war ein sonderlicher Ausdruck, der seine Züge da zierte, obgleich es kaum einen geben mochte, der seine Lippen öfter zum Zeichen der inneren Zufriedenheit wölbte. Mallroval bedachte die Maid mit sonderlichen Blicken aus seinen reinblauen Augen, die hier in den Hallen noch klarer scheinen mochten als draußen unter dem freien Himmel. Der hünenhafte ließ der Elbenfrau die nötigen Momente. Er hatte gesagt was er wollte und sie hatte es ihm gleich getan. Es gab keinen Grund den Augenblick mit weiteren Worten zu füllen, die doch nicht im Stande wären mehr zu sagen, als bereits gesprochen worden war. Leere Hüllen wären sie nur, die anderes wiederholten, was nicht von Belang war oder bereits verstehenden Hörer gefunden hatte.
Sie waren schon ein sonderliches Paar, wie sie dort saßen und standen. Der große Krieger, dem kein offensichtlicher Makel anhaftete und die zarte Elbenmaid, die mit sich nicht im Reinen sein konnte, dachte sie doch verzweigt und fremd im Auge mancher Betrachter. Und doch hatten beide eines gemein. Sie waren innerlich auf ihre ganz eigene Art und Weise zerrissen. Zumindest war das der Gedanke, der dem Goldhaar kam, während er, in der Betrachtung versunken, versonnen durch seinen schimmernden Namensgeber fuhr. Die hellen Finger liebkosten die schimmernden Haarsträhnen und rückten, vollkommen unbegründeter Natur, eine der vortrefflich sitzenden Silberperlen zurecht.
Ruhen sollte er. Sich erholen. Das hatte Idhraeneth ihm gesagt. Und wahrlich war er von Erschöpfung ergriffen gewesen als er vor wenigen Stunden ins Tal gekommen war. Jetzt allerdings fühlte er nicht länger diese Müdigkeit in seinen Glieder und so sollte auch nicht er jener sein, der die Frau mit Gedanken und Sein zurück und damit alleine lassen mochte. Es war so friedlich im Hause des Halbelben und knisternd spielte das Feuer im großen Kamin eine wortlose Weise, die sich klang- und äußerst kunstvoll ins Gesamtbild weben wollte. Die Strahlen der Sonne fanden weiterhin ihren Weg durch die bunten Fenster ins Innere der Halle und nicht müde wurden sie an dem sich leicht regenden Farbspiel, das sich hier auf die hellen Marmorböden, an die Säulen und Wände und Bänke und Tische warf. Friede gaukelte es all jenen vor, die sich hier zu einer Rast eingefunden hatten. Einen Frieden, den es so im Moment nicht geben konnte, wie der hochgewachsene Schönling wusste. Und auch als die Sorge nun erneut den Weg in seinen Geist fand, niemals wirklich gewichen und doch für kurze Zeit unbedacht geblieben war, behielt sich Tinpedir sein sonderliches Lächeln und wollte alleine nur durch seine schimmernd klare Anwesenheit weiterhin beruhigend und tröstend auf die Elbenfrau einwirken. Die nächsten Schritte wollte er dabei ihr überlassen, denn er war kein Führer. Er war lediglich ein Wächter und hier hatte er nun eine Seele, die es zu bewachen und zu behüten galt, bis andere kamen und vielleicht auch ein anderer, der ihn in seiner Aufgabe ablöste und es ihm dadurch gestattete sich wieder auf andere Dinge zu konzentrieren. Schweigend verharrte er also, lauschte dem Klang des Hauses. Besah sich den Tanz der Sonne und bemerkte den feinen Wandel in Idhraeneth, der ihm gefallen sollte.
...............................
(Bruchtal, etwas abseits)
Wie lange schon hatte er sich nach diesem Anblick verzehrt? Wie lange schon hatte er auf diese Geste der FRau warten müssen, die für ihn mehr bedeuten mochte als seine eigene Schwester, die er, so sehr es ihn auch schmerzte, verloren gab. Caladuneth lächelte ihn an und wie sie es tat, da erwachte in dem Jägersmann die Kraft von neuen. Die Kraft und auch die Erinnerung an das, was vergangen war. Ihre Worte trugen den noch fehlenden Teil dazu bei.
Im Nebelgebirge war der Elb gewesen. Einer vergifteten Spur war er gefolgt. Der Bär, das große Übel, das er erst durch den Düsterwald, später durch halb Mittelerde gejagt hatte, gab ihm den Weg vor. An seiner Seite stets der leichte, nicht sichtbare und doch vorhandene Tritt von baren Füßen, die nur einer gehören konnten. Einer, die sich hatte blenden lassen und die geblendet worden war und nicht sehen konnte was in der Welt geschah. Es meinte und sich doch nur auf solche verließ, denen man nicht in allen Belangen vertrauen sollte. Im unwirtlichen Gebirgshang nun hatte er den gestellt, der das Leben des Elben in den letzten Jahren bestimmt hatte. Der bis dahin Unnahbare hatte sich mit Klaue und Zahn gegen seinen Verfolger geworfen, denn freigeben wollte er den Schatz nicht, den er aus der schützenden Wiege seines Haines gerissen hatte. Dann wurde es dunkel. Liralas mühte sich die Erinnerung weiter am Leben zu halten, aber der Schmerz, der ihn dabei befiehl, war größer als seine Fähigkeiten die Gedanken zu bündeln und schließlich brachen die Gedanken ab und fügten sich erst wieder in diesem Raum zusammen, in dem er nun saß und der ihm die Seele nahe brachte, die er vollkommen unverhofft auf seiner Jagd getroffen hatte.
"Sie war nicht bei mir ?", formten die Lippen des Elben nach dem Erkennen der Erinnerung zaghaft Worte und gleich wollte der SPrecher selbst sich dafür verfluchen. Konnte er denn an nichts anderes denken ? Nein. Nein, natürlich nicht....sie würde es verstehen. Zumindest hoffte Liralas das, der seine Hand, von neuer Kraft beflügelt, hob und sanft an die Wange der Elbenfrau legte. Ganz so eben als fürchtete er noch immer in einem Fiebertraum gefangen zu sein, der ihm einen grässlichen Streich spielen wollte. Caladuneth aber löste sich nicht in stinkenden Schwefeldampf auf und in dem Moment beruhigte den Elben diese sich manifestierende Gewissheit zutiefst. "Dann sollte ich es akzeptieren", gab Liralas sich selbst eine Antwort noch ehe die Elbenmaid zu ihrer Stimme finden konnte. "Denn ich will nicht wagen am Ende zwei zu verlieren, die beide einen Teil meines Herzens tragen und lieber will ich mich mit dem einen begnügen und mich von ihm heilen lassen, als zerrissen zu werden und in die Dunkelheit zu stürzen." Und damit hatte der Elb gesagt was er gedacht hatte und mehr sollte auch nicht kommen, denn Liralas war nicht gut darinnen Dinge treffend zu sagen und er fürchtete sich davor Caladuneth am Ende noch zu verärgern. Das war das letzte was er wollte. Also schwieg er und erfreute sich an dem Anblick, der sich ihm hier bot, ohne zu wissen was er weiter tun sollte.
Idhraeneth
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde Mo März 03, 2014 10:10 am
Still blickte sie weiter aus dem Fenster, nachdenklich, sinnierend. Alsdann jedoch wandte sie den Kopf erneut gen Tinpedir, vielleicht wohl irritiert, da er noch immer einer Statue gleich dort verharrte. Fragend blicke sie ihn an, legt das Haupt schief. Wieder öffnete sie den Mund, doch kein Wort vermochte die blassen Lippen zu verlassen. Er spricht nicht, und sie fühlte sich unwohl, es an seiner Statt zu tuen, wenngleich das Bedürfnis groß war, zu reden, ihre Last zu teilen, doch andererseits erschien es ihr ungehörig.
Jedoch überwog irgendwann das Gefühl unwohlen Schweigens, sodass sie sich erhob- und kurz schwankte. Ihre kalten Hände krallten sich noch einmal in den Tisch und ihre Augen schlossen sich für einen Moment. Jegliche Farbe, die noch in ihrem Antlitz sein mochte, verschwand nun auch. Doch eilig fing sie sich wieder, richtete sich auf und öffnete die Augen wieder, die nun vielmehr grau als blau wirkten. Kurz schenkte sie Tinpedir ein entschuldigendes Lächeln, ehrlich durchaus, doch ebenso kränklich. Sie wrkte beschämt, so senkte sie den Blick wieder, doch tat ein paar Schritte vom Tische weg, nachdem sie sich sicher genug fühlte, jenen loszulassen. Jedoch blieb sie wieder stehen, halb im Raum, und blickte sich um. Sie wirkte verwirrt.. ratlos und vollkommen verloren in diesem Augenblick.
Dann sprach sie.. leise, kratzig und belegt, gewiss an den Hünen gerichtet.
"Es lässt mich nicht los. Obgleich ich Heilung erfuhr, so kann ich nicht vergessen. Keinen Schlaf finde ich mehr, und kein Bissen, kein Schluck mag mir noch schmecken. Es ist alles.. bitter und widerlich geworden. Träume.. ich habe Angst, die Augen zu schließen, weil ich dann wieder träumen muss..."
In jenem Moment wirkte es, als habe sie endgültig den Verstand verloren. Und vielleicht hatte sie es auch- denn als sie sich umwandte gen Tinpedir, wirkten ihre Augen verändert, geweitet, flackernd und zugleich fern jeden normalen Ausdrucks, in einer Mischung kurz vor einem Tränenausbruch, einem Lachen und dem Tod selbst.
Istyandil Admin
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde Sa März 15, 2014 11:07 am
Als Istyandil am nächsten Morgen aufwachte, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Offenbar verärgert, dass ihn seine noch immer vorhandene Erschöpfung so viel Zeit kostete, richtete er sich rasch auf und schaute sich um. Sein Pferd hatte sich scheinbar nicht bewegt, es wachte immer noch an seiner Seite. Er nahm sich einen kurzen Moment, um die Lichtung genauer in Augenschein zu nehmen, die er am Abend in seiner Erschöpfung nicht weiter beachtet hatte. Es war kaum eine Lichtung zu nennen, zwei Bäume lagen, von Alter und Wetter bezwungen, von der Lichtung ausgehend, im Wald. Sie hatten wohl die kleine Wunde in das Blätterdach gerissen, durch die jetzt der Himmel sichtbar war. Eine Pflanze, ein kleines Kraut, etwas abseits, erregte seine Aufmerksamkeit. Er erhob sich von seinem Lager und schritt hinüber. Vorsichtig trennte er drei Blätter von der Pflanze, ging wieder zurück und verstaute sie in einem kleinen, bereits gut gefüllten Beutel am Sattel. Dann hob er die Decke auf, befestigte auch sie am Sattel und stieg dann selbst auf, nachdem er sich noch aus einer anderen Tasche ein Stück Brot genommen hatte, das er wohl auf dem Weg zu verzehren gedachte.
Nicht lange war er wieder unterwegs, als er eine feine Rauchspur durch das mittlerweile lichtere Blattwerk entdeckte. Sofort ließ er sich vom Pferd gleiten und nahm den Bogen zur Hand. Mit einer geübten Bewegung spannte er ihn und schnallte sich dann den Köcher auf den Rücken. Leise wisperte er zu seinem Gefährten: "Daro!", dann eilte er zu Fuß weiter durch den Wald.
Wethrinvar
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde Mo März 17, 2014 10:47 am
Juveniel verzog leicht das Gesicht. Es war aus dem Gespräch nicht mehr soviel geworden, wie er sich das erhofft hatte, denn entweder war der Ältere einfach eingeschlafen oder er hatte kein Bedürfnis gehabt, weiterzusprechen. Was es auch gewesen war, nun hatte er seine Wache angetreten und den Rest der Nacht auch genau damit zugebracht : Wache zu halten und darauf zu achten, dass das Feuer nicht verlosch, dass dem Noldor Wärme- und Lichtquelle war. Mit Tagesanbruch hatte er kein Holz mehr nachgelegt, sondern lediglich noch etwas Tee aufgesetzt und sich dann wieder daran gemacht, in unregelmäßiger Bahn um ihr Lager herum zu wandern und ein wachsames Auge auf die Umgebung zu haben. So reagierte er denn dann auch mit Mißtrauen und augenblicklich mit einem Pfeil auf der Sehne, als er den Eindruck hatte, dass etwas nicht in Ordnung wäre. Die Bäume allerdings wisperten nicht von Gefahr und so konnten es schon keine Yrch sein, was ihn mehr als nur ein wenig beruhigte. Menschen vielleicht oder, was er insgeheim hoffte, andere Elben. Dennoch blieb er fürs Erste wachsam, denn er hatte nicht vor, sich von etwas überraschen zu lassen. Allerdings konnte er keine Richtung festlegen und so eilte er zurück in Richtung des Lagerplatzes, wobei er die Äste nutzte, anstatt auf dem Boden zu laufen, so es denn möglich war und nur dort aus dieser Höhe hinabsprang, wo die Bäume nicht dicht genug standen. So kam er auch recht schnell an dem Platz an, den er zum Nachtlager erkoren hatte und warf einen prüfenden Blick auf Callondor. Es tat ihm nicht wirklich Leid, dass er einfach aufgestanden war, denn er hatte am Vorabend sicherlich noch eine halbe Stunde damit zugebracht, auf eine Antwort zu warten, bevor er erklärte , dass er nun Wache halten würde und dies dann eben auch getan hatte. Dennoch fragte er sich unwillkürlich, ob der Ältere wohl verärgert deswegen war und im nächsten Moment schimpfte er sich innerlich einen Narren, denn dies war weder sein Vater noch sein Fürst. Was hatte er also von ihm schon zu fürchten? Aber das half auch nicht dagegen, dass er sich beinah entschuldigt hätte, sogar schon den Mund öffnete. Stattdessen trillerte er nur leise und seine aschgraue Begleiterin mit ihren langen, schwarzen Läufen und dem ebenso dunklen Langhaar hob den Kopf und schnaubte leise, während sie etwas Gras verspeiste. Ihre Ohren bewegten sich und sie rückte näher zu Callondor, bereit jederzeit zu treten oder zu beißen, um den Elben zu schützen, den ihr Reiter ja anscheinend in Sicherheit wissen wollte. Das genügte Juveniel völlig, sodass er nun im Geäst eines nahen Baumes verschwand und dort mit gespanntem Bogen verharrte, wohl wissend, dass man ihn dort nicht vermuten oder entdecken würde bis er sich zu erkennen gäbe.
Callondor
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde Fr März 28, 2014 7:04 am
Er hatte nicht geantwortet, da ihm die Worte zu müßig geworden waren. In einem Moment hatte er sie noch gehört und beinahe fasse können, ehe sie im nächsten in seinem Geist zurückgetreten waren und sich außerhalb seiner Reichweite aufgelöst hatten, sodass er sie nicht mehr verstand und sich ihres Lautes nicht mehr erinnerte. So starrte er vor sich hin und richtete den Blick in den Himmel und bemerkte erst viel später, dass Juveniel gegangen war. Mit dem Wissen um sein Fortsein kehrte auch der Gedanke an Antworten zurück, die er ihm schuldig geblieben war, doch Callondor lächelte nur müde und kümmerte sich nicht darum. Gesprochen wurde genug und meist zuviel. Juveniel würde sehen, dass ein Schweigen mehr keinen Schmerz nach sich trug.
Als Callondor erwachte, war die Nacht fortgeschritten. Er schreckte aus unwohlen, dämmrigen Träumen hoch und sah sich gleich mit einem mürben Blick um, damit er sich versichern konnte, dass dieser Ort, an dem er sich noch vorher einfach niedergelegt hatte, keine Gefahren barg und nicht zu den ungesicherten gehörte. Hinter seiner Stirn wirbelte es unübersichtlich, doch manche Gedanken waren von Konsistenz und einer Vernunft, die sich im Laufe seiner vielen Jahre unter dem Himmel in sein Wesen gemauert hatten. Er sah noch um sich mit grünem, aufgescheuchtem Blick und fand Juveniel abseits des Lagers. Von Verwüstung oder Kampf fand er doch keine Spuren, und so saß er dort und wartete und streckte seine Glieder, damit Blut durch sie floss. Er saß lange so, bis der Morgen kam.
Ein Pfiff klang, und es war das feine Pferd des Waldelben, dass sich zu Callondor gesellte, um ihm beizustehen, und er sprach ein paar stille Worte mit dem Tier und hob dann das Gesicht. "Juveniel", sprach er, weniger als ein Ruf, doch mehr als das zerbrochene Flüstern des vorherigen Tages. "Reisen wir weiter." Er blickte durch das Unterholz und über Gras. Er hatte ihn nicht gesehen, wie er mit seinem Bogen lauerte und deshalb rief er ihn.
Wethrinvar
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde Fr März 28, 2014 10:45 am
Er reagierte einige Momente lang nicht weiter auf die Worte, auch wenn er sie wohl vernahm, denn schließlich waren seine Sinne grade auf andere Dinge gerichtet. Aber nachdem er nun davon ausging, dass wer auch immer sie nicht wahrgenommen hatte, wandte er sich um und glitt aus dem Geäst, wobei er erst am Boden angelangt den Pfeil von der Sehne nahm und ihn wieder in den Köcher gleiten ließ. Das Gesicht noch einige Augenblicke lang abgewandt , bevor er sich mit einem Nicken in Richtung Callondors bewegte. " Guten Morgen... ich denke, diese Idee ist nicht schlecht. " Er lächelte schmal , jedoch immer noch recht abgelenkt wirkend. Immer wieder huschte der Blick umher und sicherlich würde es einem , der die Waldelben nicht kannte, seltsam vorkommen, während es für Callondor nur Wachsamkeit und vielleicht eine geringe Nervosität ausdrückte. Nicht genug für wirkliche Unruhe allerdings. So nickte der Jüngere ihm denn auch nur zu und half ihm sachte auf die Beine und dann sicherlich wieder auf den Rücken des Rosses , das dort duldsam wartete. Rasch beseitigte er die Spuren ihres Lagers und vergrub die Glut unter lockerer Erde, um einen Brand im Gehölz zu verhindern, bevor er sich umwandte und leicht nickte. Still reichte er Callondor als Frühstück etwas Brot und einige Beeren hinauf, bevor er sich neben ihm und dem Pferd in Bewegung setzte und mit ihnen beiden die Lichtung zu verlassen plante, falls Callondor keine Einwände haben sollte.
Callondor
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde Sa März 29, 2014 5:25 am
"Wer war dort?", erwiderte Callondor auf den Morgengruß, während er noch dabei war, Juveniel zu beobachten, ohne seine Beachtung auf die Umwelt, die der andere Elb so in den Blick nahm, auszuweiten. Er wusste mit Bestimmtheit, dass Juveniel nicht hier stünde und zu ihm spräche, wäre noch Gefahr in der Nähe; dass er ihm also auf die Beine half und wenig später auf das Ross, war klares Zeichen der Friedlichkeit in den Gefilden. Und doch, er wusste, es mochte nicht friedlich bleiben. "Ich bin nicht imstande, gut zu kämpfen", ließ er seinen jungen Führer wissen, nachdem sie eine kurze Weile schweigend unterwegs gewesen waren, als könne dieser es nicht jeder zähen Körperbewegung Callondors ablesen, dass seine Verletzungen noch zu jung und hindernd waren, als dass er im Falle eines Angriffs viel taugen würde. Vielleicht wäre er noch immer besser als mancher Elb, der das heimelige Tal von Imladris nicht verließ. Doch er hatte nicht die Kraft kochender Glut, die jene seiner Blutslinie zu einem Schrecken in der Schlacht machte. "Ich kann kämpfen", sagte er doch noch, verbissen, wie wenn er sich gegen das Bild erwehren wollte, völlig wehrlos zu sein. Er war nur ein dämmriger Haufen, der über ein Pferd geworfen wurde. Wenn Orks in der Nähe wären, würde sein Hass ihn auftreiben. "Aber nicht gut. Nicht gerade."
Wethrinvar
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde Sa März 29, 2014 7:39 am
" Ich weiß es nicht . Yrch waren es nicht, aber die Bäume hier wissen nicht immer zwischen freundlichen und unfreundlichen Menschen zu unterscheiden, also wollte ich lieber der Sicherheit den Vorrang geben. " Er hob leicht die Schultern, bevor er in den Bewegungen fortfuhr und sich neben dem Pferde hielt, sobald der Ältere obenauf saß. Zuerst waren sie unterwegs , ohne viele Worte , dann allerdings meldete Callondor sich und man merkte doch recht deutlich, dass er ein wenig klang, als müsse er sich selbst ebenso überzeugen wie seinen Begleiter, nachdem er schon festgestellt hatte, dass ihm das Kämpfen nicht leicht fallen würde in seinem momentanen Zustand. Aber Juveniel schwieg eine Weile und mühte sich, sein eigenes gerne hochkochendes Blut zu beherrschen, bevor er leise und sogar freundlich feststellte: " Ich glaube Euch, dass das Kämpfen schwer aber machbar wäre in Eurem derzeitigen Zustand, aber ich denke dennoch, dass wir fliehen und nicht kämpfen, so wir es denn nicht müssen. Ich habe Nachrichten zu überbringen und Ihr , mein Herr Callondor, habt Euch in Hände zu begeben, deren Heilkunst über die meine weit hinaus geht. Also nehmen wir lieber die Beine in die Hand als uns zu zweit einem Gegner zu stellen, den wir vielleicht nicht besiegen können, wenn er in der Überzahl sein sollte. Aber das hier solltet ihr dennoch vielleicht behalten, bis wir in Imladris sind, wo es nicht mehr von Nöten sein wird. Es ist kürzer , aber dafür leichter als Eure Klinge und benötigt nicht viel Kraft, um geführt zu werden , noch dazu vom Sattel aus. " Er griff ruhig unter den Köcher und förderte eines der beiden langen Kampfmesser der Düsterwaldelben zu Tage. Bekommen hatte er seine beiden Klingen von Wethrinvar, aber so schwer es ihm daher auch fiel , eine davon, wenn auch nur für kurze Zeit, an jemanden zu geben, so tat er es dennoch aus reiner Vernunft. So eilte er denn neben der Stute her und blickte sich um, sah nicht hinauf zu Callondor , der sicherlich die Einlegarbeiten am Griff der sonst recht schlichten Klinge den Händen des älteren Waldelben würde zuordnen können. Juveniel allerdings nahm sich zusammen und ermahnte seinen Begleiter nicht, auf die Waffe zu achten oder dergleichen. Stattdessen behielt er lieber im Blick, was sich um sie herum tat und dachte nicht daran, dass er grade einen seiner wenigen materiellen Schätze in fremde und nicht einmal geliebte Hände gab.
Caladúneth
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde Mo März 31, 2014 7:21 am
(Bruchtal, etwas abseits)
Caladúneth bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen. Dass der erste Gedanke, den Liralas in Worte kleidete, allein seiner Schwester galt, betrübte sie. Wie lange würde ihr Schatten wohl noch auf seinem Gemüt liegen? Hätte er es vorgezogen, an ihrer Stelle nun seine Schwester bei sich zu haben? Unwillkürlich straffte sie sich und atmete tief ein, doch bevor sie von ihm wegrücken konnte, spürte sie die Berührung an ihrer Wange. Diese Geste besänftigte sie ebenso wie der Ausdruck in Liralas‘ Augen, und ihre letzten Zweifel wurden von seinen nächsten Worten vertrieben.
„Ich weiss, dass ich sie nicht ersetzen und du sie niemals ganz vergessen kannst… Aber ich will alles mir Mögliche tun, und den Schmerz über ihren Verlust zu lindern.“ Mit beiden Händen nahm sie sanft seine Hand von ihrer Wange und hielt sie. Ohne darüber nachzudenken, reckte sie sich und hauchte einen Kuss auf seine Stirn. Nur um einen Augenblick später beinahe schon erschrocken aufzustehen. Halbherzig versuchte sie, ihre Verlegenheit zu verbergen und sprach ein wenig zu hastig und zu leise: „Zunächst musst du wieder zu Kräften kommen. Etwas essen… Ich bin gleich wieder da.“ Ohne seine Antwort abzuwarten, schlüpfte sie zur Tür hinaus.
Die Verlegenheit war noch immer nicht ganz von ihr abgefallen, als sie wenig später ein grosses Tablett zurück ins Zimmer balancierte. Eine Karaffe gefüllt mit einer klaren, leicht goldigen Flüssigkeit, ein Teller voll dampfender Suppe, mehrere Scheiben Brot und Kuchen fanden darauf Platz. Mit raschen, geschickten Handgriffen räumte sie einen kleinen Tisch ab, der gegenüber dem Bett an der Wand stand, und legte das Tablett darauf ab. „Fühlst du sich bereits stark genug, um aufzustehen?“
Callondor
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde Di Apr 01, 2014 12:10 am
"Elben sollten nicht fliehen", sprach er, aber es klang müde und in einer Dämmertrauer gesprochen, denn er wusste, dass er einen Kampf nicht bestehen konnte, wenn mehr vor ihnen standen als so viele wie einer und ein Verletzter bewältigen konnten. Widersprach er Juveniel damit auch nicht, wollte er es doch tun, als dieser ihm eine Waffe geben sollte, die er handlicher nannte als sein Ivoriûl, sein Schwert aus den Essen von Eregion. Er hatte es selbst geschlagen, damals, als er viele Schwerter geschmiedet hatte, und von allen, die er je gefertigt hatte, war es das beste, das schärfste und in seinen Händen das tödlichste. Nichts, was Juveniel ihm geben könnte, ob praktisch oder nicht, könnte in Callondors Obhut verheerender sein als Ivoriûl. Und doch schwieg er, als er zuletzt sah, was der andere ihm gab. "Das ist eine Klinge aus dem Grünwald", sprach er. Was ihn eigentlich nicht hätte überraschen sollen, erfreute ihn doch, nachdem er dergleichen so lange nicht gesehen hatte, und Erinnerungen an die ferne Heimat, die er sich für eine Weile lang gewählt hatte, kamen in ihm auf und für den Moment erinnerte er sich alter Kraft und Gesundheit. "Limhens Messer, nicht wahr? Wethrinvar, wie du sagst." Limhen, was in der Sprache der Grauelben 'Schnellauge' bedeutete, war Callondors Name für den Vater Juveniels, dem er ihm still gegeben hatte und in Gedanken brauchte, weil er das Geschick Wethrinvars in der Jagd und im Spurenfinden gesehen und geschätzt hatte. Er richtete den Leib in seinem Sitze auf und betrachtete das Leihgut des dunklen Elben, dann lächelte er fest und nickte und steckte es weg, wo es gut verwahrt war und sicher vor seinen schwachen Fingern. "Dann soll es Düsterwaldklingen geben für alle, die sich einbilden, in unsere Quere zu kommen."
Wethrinvar
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde Di Apr 01, 2014 3:24 am
Juveniel lachte auf die schwachen Worte hin leise und bitter auf. " Nein, wir sollten nicht fliehen, aber sterben sollten wir noch weniger, wo wir doch genug andere Dinge zu erledigen haben , die wichtiger sind als unsere eigenen Wünsche. " Und er ließ den Blick wieder schweifen, denn auch wenn er wusste, dass niemand in ihrer direkten Nähe war, so hatte er doch auch das Gefühl, dass sie dennoch nicht völlig allein waren hier und das gefiel ihm nicht. Nicht im Geringsten, denn von einem anderen Elben, egal ob Noldor oder nicht, hätte der Wald ihm nicht in Warnung berichtet und Menschen waren nun einmal so eine Sache. Sie konnten freundlich sein, aber ebenso gut konnte man an eine abergläubische und dementsprechend rasch feindselige Truppe gelangen und das hatte er nicht vor. Seine Stute würde zumindest einen von ihnen in Sicherheit tragen können und da die Nachrichten , die zu überbringen er versprochen hatte, an ihrem Sattelzeug befestigt waren in festen Behältern, die sie schützten, wusste er, dass er selbst einem Kampf nicht aus dem Wege gehen würde. Aber solange ihnen niemand begegnete, dem man kämpfend entgegen treten musste, war es ohnehin am Besten, denn so sehr er selbst auch den Kampf liebte, so sehr hasste er auch das Töten. Nur Orks und andere böse Kreaturen würde er niemals zu töten zögern und das auch nur , weil sie eben boshafter Natur waren und alles vernichteten , was ihnen begegnete, wenn es sie nicht zuerst zu treffen vermochte. Nun allerdings war er darauf aus, sie aus allem Ärger heraus zu halten und so fuhr weiterhin der Blick aus wachen Augen hin und her, während die Ohren auf alles lauschten und doch immer wieder zu Callondor zurückkehrten. Der schließlich auch wieder sprach und überraschenderweise nicht abwertend. Zumindest Juveniel überraschte es , denn er wusste noch immer nicht so recht, wie er denn nun den Älteren einordnen sollte, den er doch eigentlich einfach nur verachten wollte, was aber dank der Worte seines Vaters und der Dingel, die der Noldo schon erlebt hatte , nicht einfach war und ihm auch nicht mehr gelang , seit er ihn hier in den Höhen entdeckt hatte. Also blinzelte er kurz und sah dann auf, lächelte schief und nickte leicht, bevor er wieder gradeaus blickte. " Ja, meines Vaters Mutter schmiedete sie, wie er sagte und er selbst verzierte sie mit Gemmen, die sein Vater schliff. Sie hatten für jeden von ihnen eine Klinge. Aber eine nahmen seine Eltern mit in den Westen und zwei behielt er. Er gab sie mir, bevor er mit meinem Oheim , Orlac, aufbrach und meinte, ich sollte sie bis zu seiner Rückkehr gut nutzen und bewahren. Ich wollte sie nicht nehmen, zu viel Abschied schien es mir zu sein, aber er beharrte darauf und lachte, als ich meiner Sorge Stimme verlieh. Ich sollte Klingen haben, die nicht brechen würden, solange er nicht da wäre, um auf mich zu achten, waren seine Worte. " Juveniel zuckte mit den Schultern, aber das er unglücklich darüber war, nicht zu wissen, wie es seinem Ziehvater ging und wo er war, das konnte man ihm deutlich ansehen, selbst ohne sein Gesicht zu blicken. " Also nahm ich sie und ich hoffe, dass sie uns beiden nun auch gute Dienste leisten, so es denn nötig werden sollte. Auch wenn ich mir vorstellen kann , dass Euer Schwert Euch lieber ist, wo es doch so treu bei Euch verharrt. Aber Ihr seid müde und ein Messer ist leichter zu führen, wenn uns jemand so nahe kommt, dass ich Euch nicht schützen kann, sondern Ihr das selbst tun müsst. " Es war recht deutlich , was er damit meinte. Schließlich würde er mit dem langen Düsterwaldbogen alles auf Abstand zu halten vermögen, was er früh genug sähe. Aber ließe sich jemand aus den Ästen fallen, so wäre es zu nah, um mit einer langen Klinge gut auszuholen. Aber er verschwieg, dass die Stute ohnehin nicht zögern würde, ihren Reiter auch gegen dessen Willen in Sicherheit zu tragen. Doch zu seiner Erleichterung wurden sie zu erst einmal noch nicht vor diese Situation gestellt und er lächelte schmal und dankbar zwischen die Stämme um sie herum .
"Nein, wir sollten nicht fliehen, aber sterben sollten wir noch weniger, wo wir doch genug andere Dinge zu erledigen haben , die wichtiger sind als unsere eigenen Wünsche." Ein dünnes Geräusch klang durch die Luft und fiel flügellahm zu Boden. Es war das marklose Lachen Callondors, der an dem trockenen Humor des Waldelben seinen Gefallen fand, wenn dieser gerade einmal nicht vorlaut und feindselig war. „Wahr“, sagte er bloß und ließ es so stehen, wie es gesprochen worden war. Dann gab ihm Juveniel das Messer zu seinem Schutz und als er es nahm erfuhr Callondor viele Dinge über dessen Herkunft und Geschichte. Er horchte auf und war in diesem Augenblick ein besserer Zuhörer als Sprecher. So war es gewiss nicht immer, aber auch nicht immer erzählte Juveniel so freigiebig und nicht immer hatte Callondor selbst so wenig zu sprechen wie jetzt, wo sie einander einig waren und er keinen von seiner Sache überzeugen musste. „Wenn Wethrinvar den Kupferbart bei sich hat und umgekehrt“, sagte er am Ende der Erzählung mit einiger Wertschätzung für beide, „dann sind meine Zweifel wenig, dass der eine wie der andere wohlbehalten zurückkehren werden, denn der eine ist viel zu stur zum sterben und der andere zu schnell, um sich erwischen zu lassen.“ Callondor gab nicht einmal eine herablassende Antwort, als der jüngere Elb davon sprach, ihn zu beschützen. Gewiss lächelte er bitter, doch er sprach nichts Verwerfliches, denn Juveniel hatte ihn gefunden und aufgehoben und keiner von ihnen vermochte zu erzählen, wie es mit Callondor weiter gegangen wäre, hätte das Elbenauge ihn nicht erblickt. Diese Geschichte blieb nun ungeschrieben und wer behauptete, ihren Ausgang zu kennen, der wob Lügen.
Jetzt schwieg Callondor eine lange Weile. Manchmal stöhnte er leise, wenn eine Bewegung oder der Zustand seines Körpers selbst ihm Schmerzen bereitete, die meiste Zeit aber ertrug er seine Wunden schweigend. „Du hast schon vorher einmal für den Bund der Gerechten deinen Dienst geleistet“, sagte er irgendwann zu Juveniel, nachdem er in Gedanken gehangen war. „Ich erinnere mich, dass du es widerwillig getan hast. Aber jetzt hast du dir deinen Platz im Bündnis verdient.“ Noch einmal schwieg er, doch nur für einen kurzen Moment, der sofort vorbei war und in dem er doch den Elben, der jung war im Vergleich zu ihm, eindringlich ansehen konnte. „Ich weiß, du hast das Misstrauen deines Volkes in deinem Kopf. Ich habe mit meinen Brüdern lange genug dort gelebt, um es an dir sofort wiederzuerkennen. Vergiss aber nicht, dass vor alters alle erstgeborenen Kinder am gleichen Ufer des Cuiviénen erwachten. Und jetzt haben sie wieder einen gemeinsamen Feind. Mit deinem Schatten, den du fühlst, wirst du die Dunkelheit nicht vertreiben, junger Elb. Nur Licht vermag dies.“
Wethrinvar
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde Di Apr 08, 2014 5:03 am
So wanderten sie denn eine ganze Weile , wohl einige Stunden, der eine schweigend im Sattel und der Andere nicht weniger schweigsam nebenher eilend. Allerdings brach Callondor schließlich die Stille mit seinen Worten und Juveniels Rücken spannte sich sichtlich, als würde ihn jemand bedrohen und nicht grade loben. Er zwang sich dazu, ruhig und höflich zu bleiben, aber wenn er ehrlich sein sollte, hatte er keinerlei Interesse daran, diesem sogenannten Bündnis beizutreten. Der einzige Grund, aus dem er überhaupt geholfen hatte, war der, dass er Wethrinvar und Orlac kannte. Auch wenn er Callondor sicherlich nicht liegen gelassen hätte, egal ob er ihn nun kannte oder nicht, so war doch alles Andere außer dieser Tat hier, sicherlich nicht darauf zurückzuführen, dass er so gerne dabei sein wollte, sondern nur darauf, dass sein Vater ihn darum gebeten hatte. So schwieg er auch sehr lange und erwiderte den Blick des Älteren erstaunlich gelassen, auch wenn in den grünen Augen deutlich ein Feuer loderte, dass nicht unbedingt Gutes verhieß. Dennoch war seine Stimme ruhig und nichts von diesem Feuer drang hinaus, als er schließlich nach langem Schweigen zur Antwort seine Stimme hob . " Es ist mir eine Ehre, dass du so von mir denken magst, aber verzeih, wenn ich meine Verpflichtungen lieber dort wahr nehme, wo ich geboren wurde. Jederzeit werde ich euch helfen, wenn es Not tut, da ihr alle Freunde meines Vaters zu sein scheint, aber zu eurem Bündnis gezählt zu werden, liegt mir nicht am Herzen, wenn ich frei sprechen sollte. Es interessiert mich nicht einmal sonderlich, denn auch wenn wir alle gegen einen Feind angehen, so habe ich doch bisher viele Kampfgefährten gewonnen , denen ich mehr schulde, als jedem von euch und so werde ich auch diesen weitaus eher zur Seite stehen. Aber sollte meine Hilfe hier von Nöten sein und ich nicht im Grünen weilen, so werde ich sicherlich mit allem, was mir zur Verfügung steht, an eurer Seite streiten. Aber mehr verlange nicht von mir, Callondor, denn ich bin nicht zu diesem Bündnis zählend und ich wüsste keinen Grund, aus welchem sich das ändern sollte. Mein Vater selbst gehört nur zu euch, weil er stets zur rechten Zeit mit euch aufeinander traf. Das sagt er selbst. Und ich für meinen Teil habe, wie ich schon sagte, im Grünwald genug Freunde, die mir näher stehen als jedes Mitglied eures Bundes. " Er hob leicht die Schultern und klang ehrlich und ohne Ärger, als er so sprach. Es schien ihm einmal nicht darum zu gehen, jemanden zu beleidigen oder zu reizen, sondern tatsächlich nur darum ,zu erklären , warum er nicht mehr als eine temporäre Hilfe sein konnte und wollte. Aber wie auch zuvor, so blieb er auch nun erstaunlich freundlich. Anscheinend hatte sich Callondor auf irgendeine Weise wirklich seinen Respekt verdient, wenn auch nicht seine Freundschaft. Und Juveniel schien es nicht darauf anzulegen, nun einen Streit zu beginnen. Allerdings wirkte er auch während des Sprechens noch abgelenkt und schließlich hob er den Blick und witterte regelrecht. Es war seltsam, einen Elben zu sehen, der das Haupt drehte und dessen Nasenflügel sich heftig bewegten, aber er schien irgendetwas einordnen zu wollen und schließlich schnippte er kurz mit den Fingern und während das Ross sich in eine schnellere Gangart setzte, eilte er still und leicht nebenher und bewegte den Kopf unablässig von einer Seite zur Anderen. Es schien eindeutig nicht nur die Absicht zu sein, dass Gespräch zu unterbrechen. Viel eher machte er sich ganz offensichtlich Sorgen und wusste nicht, wie er einschätzen sollte, was auch immer er wahrgenommen hatte. Also flohen sie wie scheues Wild zwischen die Bäume und er hoffte, dass sie nicht entdeckt worden waren.
Callondor
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde Mi Apr 09, 2014 1:14 am
„Bei dir klingt es“, sprach Callondor auf die Erwiderung Juveniels mit einem ernsten Lächeln, „als wäre dieser Bund eine Kette oder eine Entscheidung zwischen einer Sache und einer anderen. Aber weder schlägst du Wurzeln, wenn du ihm angehörst, noch löst du damit andere Bunde, die du anderswo hast. Dieser Bund schnürt niemandes Füße an einen Ort fest; ich selbst war eine Zeit im Gründwald, jetzt, wo er dunkel ist. Aber es ist nur der Zipfel von Gorthaurs schwarzem Mantel, der über den Wald fällt. Ich rede dir nichts ein, es ist deine eigene Entscheidung, wie viel du von ihm zerschlagen willst. Dies Bündnis tut seinen Teil in einer großen Sache, aber wenn du deinen lieber anderswo tun willst, so kümmert mich dies nicht. Du musst nur verstehen, dass es kein entweder oder ist. Wenn du an unserer Seite kämpfst und dich doch außen vor halten willst, so muss ich annehmen, dass entweder Trotz dich leitet oder ein falsches Verständnis von dem, was dies Bündnis der Verbliebenen ist.“ Auch Callondor sprach ohne Boshaftigkeit und fast mit Gleichmut. Er selbst hatte viele Freunde, die er nicht überreden hatte können, ihre Wälder zu verlassen, und manche taten ihren Teil für den Bund aus den Bäumen ihres Heimathortes heraus, andere aber wollten sich ganz aus den Geschicken des Krieges halten, und auch ihnen hielt Callondor die Freundschaft. So verstand er Juveniels Einwand nicht, denn sie alle hatten kostbare Vertraute außerhalb des Brüderbundes, und keine Pflichtschuldigkeit wurde mit dem Beitritt in diesen Zusammenschluss getilgt. So war es, wenn Juveniel ihnen half und ihre Ziele teilte und doch kein Teil ihrer sein wollte, vielleicht nur die ausgesprochene Angehörigkeit, die ihm widerstrebte, und über solcherlei wollte Callondor nicht streiten, denn das erschien ihm wie Gewäsch und Gerede, das nicht sein musste. „Tu was du willst“, sagte er schließlich stoisch, als er dem anderen sein Angebot gemacht hatte, wie es ihm angemessen erschienen war, aber Juveniel diese Rolle, die er hätte spielen können, ausgeschlagen hatte. „Und lebe mit deiner Entscheidung. Ich jedenfalls kann damit leben.“ Damit war für ihn alles gesagt und es gab keinen Groll. Tatsächlich hatte Callondor nicht mit etwas anderem gerechnet als diesem Ausgang.
Da horchte Juveniel auf und führte sie abseits ihres Pfades, und auch Callondor blickte wachsam in die Wälder. Er war groß auf dem Schlachtfeld, aber im Spurenlesen waren andere besser als er und dieses Verstecken gefiel ihm nicht einmal jetzt, da er verletzt war. Jenes Wesen der Waldelben, aus dem Hinterhalt mit Pfeilen zu schießen, hatte er noch niemals geliebt. Feige hatte er es oft genannt, und schwach und er hatte es verachtet. Heute aber wusste er, dass es auch seinetwegen geschah und er sagte nichts und nahm sein saures Los beherrscht an. Sie mussten nicht lange warten, da hörten sie schon, dass Juveniels Gespür ihn nicht getrübt hatte, denn Stimmen klangen den Weg herab, die sich keine Mühe gaben, leise zu sein. „Halts Maul“, rief die erste, und sie war hässlich und tief wie das Gurgeln eines Ertrinkenden. „Du schleppst ihn ja nicht. Ich sage eins: Wir fressen ihn hier und jetzt. Dann war's das mit dem Abplagen.“ „Du schleppst ihn bis zum Weißquell, wenn du nicht willst, dass ich dir deinen Schädel einschlage!“ Ein hässliches, hohnvolles und herzensböses Lachen drang durch die Buchen. „Womit denn? Mit deiner Picke? Die toten Golug sind gefährlicher als du, Tazlogg, du Schwachkopf.“ „Achja?“, schrie Tazlogg. „Dir geb ich gleich. Dich mit Tazlogg anlegen! Das wagen nur die Dummen. Du landest jetzt auf dem Teller und nicht der dreckige Elb!“ Callondors Muskeln zuckten, da sie sich anspannten. Die Straße entlang kamen fünf grobschlächtige Orks, von denen einer hässlicher war als der andere. Sie waren gebückt und gebeugt, und ihre gelben und roten Augen glimmten geschwächt unter dem Licht des Tages. Ihre Arme, die bis zum Boden reichten, hingen schlaff an ihrer Seite herunter, aber in den Händen hatten sie Hämmer, krumme schwarze Messer und schartige Säbel. Einer von ihnen, der Kleinste, der vielleicht 50 Zoll hoch war, trug einen bewusstlosen Elben auf dem Rücken. Als Callondor dies hörte und sah, glomm der Hass in seinem Herzen von Neuem auf und er vergaß seine Wunden und nickte Juveniel zu. Kein Wort musste gesagt werden. Es waren nur fünf Orks, und keine Uruks aus Isengart oder Mordor; sie sahen mehr aus wie Bergorks aus dem Nebelgebirge. Gerade waren sie mit sich selbst beschäftigt und der kleinste Ork warf den Elben ab, um sich vor Tazlogg aufzubauen. Die anderen drei grunzten und hofften auf Mord und Totschlag. Und diesen, so sagte Callondors wortlose Anspannung, sollten sie bekommen.
Wethrinvar
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde Mi Apr 09, 2014 8:06 am
Juveniel nickte ihm leicht zu, als er die Antwort bekam, denn seiner Meinung nach hieß es , einem Bund anzugehören, dass man für diesen auch Freunde im Zweifelsfalle verlassen musste, was er nun einmal nicht zu tun plante. Dass er es nicht verstanden hatte, wie es eigentlich gemeint war, stand wohl ausser Frage, aber da er bereit schien, dennnoch zu helfen, wenn es von Nöten wäre und sie vor allen Dingen auch nicht darüber zu streiten begannen, war er es zufrieden, es so zu halten, wie es war. Dann allerdings lenkte ihn etwas ab und wenig später waren sie zwischen den Bäumen und er staunte ein wenig, dass Callondor nicht protestierte bei diesem Ausweichen und Verbergen, statt dem offenen Vorpreschen. Allerdings hatte es sich damit auch für den Waldelben erledigt, als er die kruden Stimmen der Orks hörte und wie sie über ihren Gefangenen stritten. Also blickte er kurz nach oben und war nicht enttäuscht, Haß und Kampfeswillen auf die Kreaturen im Antlitz des Älteren zu sehen. Das zustimmende Nicken ließ ihn freudlos lächeln, bevor er rasch den Bogen packte, der Stute etwas zuraunte, nämlich , dass sie auf ihren Reiter gut acht geben sollte, sobald es in den Kampf ginge und dann war er auch schon im Geäst des nächsten Baumes verschwunden und für die Orks unsichtbar. Für Callondor allerdings nicht, denn er sprang mit genug Schwung von Ast zu Ast, dass ihn ein aufmerksameres Wesen als die Orks vielleicht wahr genommen hätte und der ältere Elb es mit Sicherheit tat. Das war auch seine Absicht, damit Callondor wusste, wo er sich befand, aber ebenso war er sich darüber im Klaren, dass es Gefahr bedeuten konnte. Aber da sich tatsächlich bis auf diese fünf Orks und ihren unglücklichen Gefangenen niemand hier zu befinden schien, verharrte er schließlich auf einem Ast und richtete sich geräuschlos auf, während er zwei Pfeile aus dem Köcher zog und den Ersten davon auf die Sehne legte und die Hand bis zum Ohre zog, um im nächsten Moment auch schon loszulassen und den Kleinsten der Orks, der dem Opfer am nächsten stand, niederzuschießen. Der zweite Pfeil jagte direkt hinterdrein und erwischte einen überrascht grunzenden Ork an der Schulter, da das Biest sich schon umwandte. Juveniel fiel regelrecht aus dem Geäst, denn verborgen bleiben konnte er nicht, wenn er wollte, dass sie sich nicht auf den Gefangenen warfen. Stattdessen kam er auf den Füßen auf, deutlich sichtbar und zog erneut die Sehne des Langbogens bis zum Ohr hin durch, bevor er sie fahren ließ und hoffte, dass er Callondors Unterstützung nicht unterschätzt hatte, denn er war nicht versessen darauf, sich mit nur einem Messer mit den wütenden Biestern anzulegen, auch wenn er es sicher überstanden hätte. Aber er konnte eine Verletzung nicht gebrauchen und erst recht nicht einen Toten, denn er konnte sie schlecht aufhalten, wenn einer von ihnen sich dem Opfer zuwandte statt dem Jäger, der ihnen auch sofort eine spöttische Beleidigung an den Kopf warf und sie neckte , während er aufrecht stehen blieb. Es war nicht abgesprochen, aber er war es gewohnt, dass man die Taktik kannte und da Callondor auch eine Zeit im Wald verbracht zu haben behauptete, ging er davon aus, dass der Noldor gewusst hatte, was er tun würde .Also konnte er nur hoffen, dass dem wirklich so war und er ihn nicht grade noch mehr überrascht hatte als die Orks. Denn im Gegensatz zu Wethrinvar war er nicht so rasend schnell mit dem Bogen und was ihm an Jahren der Erfahrung fehlte, musste er dadurch wett machen, dass er stets einen Moment zielte, um ebenso gut zu treffen. Aber ein solcher Moment konnte zuviel sein, wenn man nah beim Feind vom Baume sprang, wie er es getan hatte. Aber Callondor durfte sich gewiss sein, dass der Waldelb ihm wahrscheinlich kaum besser hätte deutlich machen können, dass er ihm vertraute.
Callondor
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde So Apr 13, 2014 6:33 am
Als Juveniel sich wie ein Geschöpf der Bäume über Äste schwang, war Callondors erster Gedanke, vom Rücken des Pferdes hinabzugleiten, um auf eigenen Beinen stehen und kämpfen zu können. Er kam aber nicht weit, da hielt ihn nicht der starke Schmerz zurück, den er sofort in allen seinen verwundeten Gliedern ziehen spürte, als ramme sich ihm jedes Messer noch einmal tief ins Fleisch, sondern die Einsicht, dass er es zwar zu etwas bringen mochte gegen fünf derartige Schädlinge, selbst wenn er angeschlagen war, die Kosten aber hoch sein könnten; zu hoch, als dass es lohnenswert wäre, hat er doch auch andere Möglichkeiten und ist in diesem Kampf nicht allein. Dass sie sterben, sagte er sich, das was das Wichtigste.
Schon war Juveniel von dem Baum herunter und hatte einen neuen Pfeil aufgespannt. "Dreckiger Talelb!", schrie einer der Orks, denn er hatte nie einen Angehörigen der Waldelbenvölker gesehen und erkannte sie nicht. Ihm waren sie alle gleich verhasst, so wie ihm alles verhasst war, selbst sein eigen Fleisch und Blut. Und nun hassten er und sein Gefolge am meisten den frechen Elb mit dem Bogen, und grunzten und schnorchelten, als sie auf ihn zukamen. Derjenige, der den Pfeil in der Schulter stecken hatte, warf den Kopf zurück und brüllte Juveniel zornig an. Ihn oder einen anderen, vielleicht auch insgesamt zwei wenn er schnell war konnte der Waldelb gewiss noch niederstrecken, da brandete Callondor samt Pferd aus dem Gebüsch und hielt auf die Orks zu als wären sie Kegel, die er umwerfen musste. Die Bestien erschraken und stoben auseinander, aber der Erste kam unter die Hufe und kam nicht wieder hoch. Die anderen waren zur Seite gesprungen und blickten sich nun kopflos um, damit sie ihrer Überraschung schnell wieder Herr wurden, denn sie wussten nicht, wie ihnen geschah. Jetzt zog Callondor das Messer, das Juveniel ihm gegeben hatte, und rutschte schwerfällig, aber flink von des anderen Pferd. Und doch machte er nicht Anstalten zu kämpfen, sondern beugte sich über dem gefangenen Elben nieder; das Messer hatte er dabei nur zum Schutze in der Hand. Er konnte nicht richtig kämpfen. Aber er hatte für Chaos gesorgt. Mit den versprengten Orks würde Juveniel fertig, dessen war er sich sicher genug, um sich die Zeit zu neben, des anderen Elben Kopf zu heben und zu erkennen, dass ihm ein blickloses Augenpaar dumpf entgegensah. "Bruidâl", sprach Callondor tonlos, als er das Gesicht des Toten erkannte, und wieder quoll der Hass in ihm hoch - und er musste es auch sein, der ihn schon im nächsten Moment auf die Beine gebracht hatte, denn er stand wieder und stach sein Messer einem röchelnden, torkelnden Ork in die Brust, der von Juveniels Pfeil getroffen wurde. Er hatte nicht mehr viel zu tun, es waren ja nur fünf gewesen und keiner von ihnen war ein Kriegsmeister gewesen.
((Ich bin einfach mal davon ausgegangen, dass du bestimmt weiterschießt und triffst))
Wethrinvar
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde So Apr 13, 2014 10:37 am
(( sicher das ^^ ))
Es war eine Erleichterung, den Noldor auf der großen grauen Stute zu sehen, wie sie beide zwischen den Bäumen hervorschnellten. Unter ihren Hufen ging einer der Orks zu Boden und würde nicht wieder aufstehen. Das Ross wusste schließlich, worauf es ankam und wie man einen Feind ausschaltete. Und dann rannten die Orks vor ihr davon und sie wollte ihnen ebenso gerne nach, wie der zornige Elb auf ihrem Rücken. Aber als er einfach zur Seite hinabglitt, da verharrte auch die Stute mit flach an den Kopf gepressten Ohren, denn ihr Herr hatte sie gebeten, diesen Elben zu schützen und das würde sie tun. Außerdem sah es nicht so aus , als wenn eine der Kreaturen zu fliehen schaffen würde. Hatte Juveniel einen von ihnen noch sauber zwischen den Augen erwischt, da der Narr lieber brüllte, als sich sofort zu bewegen, so hatte die Stute doch einen weiteren getötet unter Callondors Leitung und so rannten noch zwei umher, die erschreckt von dem zweiten Elben und dem Ross einen Moment nicht wussten, was sie tun sollten. Dann eilte einer dem Waldelben entgegen und einer dem Noldor und dem am Boden Liegenden. Während die Stute sich schon spannte, sirrte ein weiterer Pfeil einer zornigen Hornisse gleich und erwischte den Ork im Rücken. Was ja scheinbar nicht einmal nötig gewesen wäre, denn Callondor selbst richtete sich auf mit mehr Kraft , als Juveniel sie ihm grade zugetraut hätte und stach wutentbrannt auf die Kreatur ein. Auch gut, dann musste er sich keine Sorgen um ihn machen und konnte sich mit dem befassen, der in vollem Lauf auf ihn zukam. Fluchend ließ er den Bogen fallen und riss stattdessen das verbliebene Messer hinter dem Köcher hervor. Er hatte wirklich geglaubt, dass Callondor Hilfe brauchte und daher lieber den Ork erschossen, der sich dem Älteren nährte. Dass dadurch sein eigener Angreifer ihm nahe kommen konnte, war der Preis gewesen und Juveniel warf nun den wertvollen Bogen beiseite, auf dass er nicht unter eisenbeschlagene Stiefel geraten würde und duckte sich rasch und ärgerlich wie eine wütende Katze. Und wie eine solche zischte er auch, als das krude Schwert über ihn hinwegsurrte. Wethrinvar hatte ihm genügend beigebracht und es hatte schon oft genug Gelegenheiten gegeben, in denen er sich zur Wehr setzen musste, sodass er wusste, was zu tun war und sich rasch und sicher bewegte. Ducken, zurückweichen und zur Seite treten. Der Ork folgte und der Waldelb tanzte fast schon um die nach ihm schlagende Klinge herum und stieß selbst rasch und sicher zu. Er war überrascht genug, als der Ork die Waffe abfing, aber nicht überrascht genug, um sich treffen zu lassen. Stattdessen huschte er um die Kreatur herum und neckte sie, bis sie meinte, auch der nächste Angriff sei nur eine Täuschung. Dieses Mal allerdings glitt die Klinge weiter und in den hässlichen Hals, wurde wieder zurückgerissen und der Elb sprang zurück und beobachtete still, wie der verblüffte Ausdruck auf den widerlichen Zügen erstarrte und der Ork in die Knie ging. Es hatte länger gedauert, als er erwartet hatte, aber nicht lange genug, um ihn verlegen werden zu lassen. Er war mehr Schütze als Nahkämpfer und im Gegensatz zu Wethrinvar beherrschte er das Kämpfen Mann gegen Mann nicht mit der langen Klinge, sondern eben mit Messer oder Speer. Nun lag der Ork und seine Gefährten ebenso und Juveniel wischte wortlos die Klinge sauber und verstaute sie wieder in ihrer Hülle hinter seinem Köcher, bevor er den Bogen aufsammelte und zu Callondor und dem mittlerweile auf dem Rücken Liegenden zurück zu kehren. Juveniel zischte nur nochmals , als er sah, dass sie zu spät hinzu gekommen waren und trat gegen einen Leichnam in der Nähe, um Wut und Schmerz Luft zu machen. Denn er musste diesen Elben nicht kennen, um dennoch Verlust zu empfinden. Jeder von ihnen, der starb und erst recht durch die Hände dieser Ungetüme, war zu betrauern und so tat er dies denn auch und blickte dann zu Callondor , dessen Wut ihn überrascht , aber auch erschreckt hatte. Er kannte den Älteren nicht in dieser Laune und nun konnte er besser verstehen, wie er denn überhaupt so weit gekommen war, dass man ihn hier finden konnte. Aber solche Männer konnten unberechenbar werden und auch wenn dies nichts an Juveniels neuem Respekt für den Noldo änderte, so wusste er doch nun auch nicht sofort , wie er mit ihm umgehen sollte. Abgesehen davon schien Callondor den Mann am Boden ja durchaus gekannt zu haben und das machte die Sache nicht wirklich besser. So verharrte der Jüngere denn auch schweigend und wartete ab, was wohl als nächstes getan werden würde. Die Stute derweilen begrüßte ihren Reiter mit einem leisen Schnauben und rieb kurz die Nüstern an seiner Wange, bevor sie, ähnlich dem schlanken Waldelben, gegen einen der toten Orks trat und dann zu Callondor zurück kehrte, um zu warten, ob er wieder auf ihren Rücken steigen würde.
Callondor
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde Mo Apr 21, 2014 10:35 am
Callondor sah den Kampf zu ende gehen, nicht imstande zu helfen, aber auch nicht gebraucht. Der Feuereifer seines eigenen Hasses hatte sich aufgebäumt wie eine heiße Quelle aus aufgebrochenem Boden, aber jetzt, da sie alle tot waren, kehrte auch eine Taubheit dazu, wenngleich sie entschlossen war und er nicht müde wurde, seine Zorn in seinem Inneren noch inmitten seines kochenden Blutes kreisen zu lassen. Er nickte schlicht, als Juveniels Tritt gegen einen Leichnam die letzte Sicherheit brachte, dass sie allesamt tot waren, nicht nur die Orks aber, auch der Elb aus Bruchtal, einer, der nie so leise gewesen war wie die anderen, doch einer, der sich immer bemüht hatte, ein gleich guter Schütze und Reiter zu sein wie sie. Callondor saß nicht wieder auf. Stattdessen wischte er sich das Blut von den Händen und wischte auch das Blut von der Dolchklinge, mit einer groben, unnachgiebigen Bewegung am eigenen Kleid. Er stand auf schwachen Beinen, denen man ihre Schwäche ansah, auch wenn ein unbeugsamer Wille ihn fest auf den Füßen hielt. Starrsinnig und unter seiner Anstrengung etwas gebeugt schritt er umher und suchte irgendetwas. "Wir müssen ihm ein Grab schaffen", sprach er dann endlich und erklärte seinen dickköpfigen Gedanken.
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde Mo Apr 21, 2014 11:12 am
Juveniel betrachtete ihn eine Weile und fragte sich dann, warum die Noldor immer so störrisch darauf beharren mussten, ein Grab als solches zu erschaffen. Aber da er weder mit Callondor streiten wollte (was ja schon an sich ein kleines Wunder sein dürfte) noch er vorhatte , den Leichnam einfach liegen zu lassen, warf er einen Blick in die Runde. Dann tastete er die Beine der Stute ab, kontrollierte ihren Leib auf Wunden und als er nichts dergleichen fand, klopfte er ihr freundlich die Schulter und gab ihr dann einen fast schon gezirpten Befehl. Das Tier ließ sich sofort zu Boden sinken und verharrte ruhig und abwartend, während er Callondor seiner Suche überließ. Er hatte den Toten nicht gekannt, aber darum ging es hier auch nicht. So betrachtete er denn einen Moment das stille Gesicht und wickelte den Leichnam dann in die Decke, die er hinterm Sattel zusammengerollt hatte, als sie heute morgen aufbrachen. Wortlos mühte er sich danach ab, den schwereren Mann auf das Tier zu hieven und nickte leicht, als er ihn über ihren Rücken zu legen schaffte, ohne grob mit dem Leichnam umzugehen. Es war nur noch ein Körper, aber da Callondor wahrscheinlich nicht begeistert wäre von der Vorstellung , ihn einfach dem Feuer zu übergeben oder ihm im Wald ein Bett zu schaffen und den Tieren und Pflanzen dadurch Nahrung zu bieten, musste es eben so gehen. Behutsam verschnürte er das leblose Bündel so hinterm Sattel, dass es die Stute möglichst nicht stören würde und auch in rascherer Gangart an Ort und Stelle bliebe. Erst dann wandte er sich um und stellte leise und ruhig fest: " Ich denke nicht, dass die Yrch irgendetwas bei sich hatten, das uns zu helfen vermag, aber es ist nicht so weit bis nach Imladris , dass meine Gute hier den armen Mann nicht auch noch bis dorthin zu tragen vermögen würde. Also seid so gut und sitzt wieder auf, Callondor. Ihr seid erschöpft und hier ist nichts mehr , was wir noch tun können und Euer Freund wird im Tale selbst wohl mit weitaus mehr Ehren bestattet werden können, als hier von uns in der Wildnis ohne Werkzeug, aber dafür inmitten von dreckigen Orks. " Fragend und ruhig blickte er den Älteren an, denn seine eigene Wut mochte ebenso heiß und hoch lodern, aber sie löste sich im Kampf auf und danach konnte er ruhig sein ,wenn es notwendig war. Und grade hatte er zumindest keinen Grund dazu, die Wut unkontrollliert wieder in sich steigen zu lassen und so zügelte er sie eben und mühte sich um Freundlichkeit und Ruhe, damit wenigstens einer von ihnen nicht allzu erregt wäre. Allerdings entsprachen seine Worte auch der Wahrheit. Selbst, wenn die Reise etwas länger dauern sollte und sie erst am nächsten Tag im Tale anlangen würden, so täte das zusätzliche Gewicht der Stute nicht viel an, denn schließlich lief ihr eigentlicher Reiter ja neben ihr und Callondor war zwar verletzt und erschöpft, aber kein schlechter Reiter, sodass sie nicht zu kämpfen hatte, wenn sie sich bewegte, sondern gut und ausbalanciert blieb. Und der jüngere Jäger schien nicht darauf versessen, hier noch allzu lange zu verharren, denn entweder war ein so kleiner Trupp tatsächlich allein und würde Aasfresser anlocken oder aber es war eine Vorhut. Und in letzterem Falle wollte Juveniel nicht mehr hier sein, wenn sie auftauchten, auch wenn er davon ausging, dass die Gruppe eher allein und auf sich gestellt handelte und niemand ihnen folgen würde. Aber man sollte sich nicht darauf verlassen, also rechnete er eben mit dem Schlimmsten und wollte dementsprechend handeln, damit es zu vermeiden blieb, damit zusammen zu stoßen.
Orlac
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Thema: Re: ENNOR -- Mittelerde Mo Apr 28, 2014 6:17 am
(Halle des Feuers)
Tinpedir stockte der Atem, denn gerade hatte er gedacht, gehofft und sich darüber hinaus sehr gewünscht, dass Idhraeneth auch ihre Freude an dem friedlichen Spiel der Sonne, dem Tanz der Farben und der melodischen Stille der Halle gehabt hatte. Nun musste er aber rasch und viel zu hart begreifen, dass dem nicht so war. Die Seele der Maid war härter getroffen als er es bisher geglaubt hatte und obgleich er es lange ahnte, sah er es doch erst jetzt wirklich ein. Wenn die Farbe den Augen entfloh und der Blick sich trübte, dann war es dem Elbenherren ein unangenehmes und in sich Trauer tragendes Bild der Zeit, das sich dort, von geisterhaftem Pinsel gemalt, abzeichnete.
Ein gleißendes Schillern stahl sich schwebend durch den Raum als der Elb aus den goldenen Wäldern sich leichten Fußes in Bewegung setzte und voller Sorge aber auch Zuversicht auf die Elbin, die da so verloren mit sich war, zuhielt. Es raschelte Leise im Silberglanz des edlen Stoffes und rauschendes Gold umwob wie duftender Honig krönend das Haupt. Tinpedirs Augen waren klar und rein und kein Kummer trübte sie, denn sie wollten nicht Spiegel sein für eine Seele, die Leid erfahren hatte, sondern ein Quell der Hoffnung für all die Schwachen, die nicht selbst die Kraft aufbringen mochten ihre eigene Finsternis zu überwinden. Der Hünenhafte nahte edel und frei wie er sich selbst treu war und bewegt sich ganz furchtlos auf die Niedergeschlagene zu, der er nun nicht länger nur durch Anwesenheit ein Trostspender sein wollte. Denn das , so hatte er bemerken müssen, genügte offenbar noch nicht. Ein Schild musste er werden, ein weißer, strahlender Rund, der all die dunklen Gedanken vertrieb und sie auf Abstand hielt.
So stark die Arme Tinpedirs auch waren, so sanft vermochten sie zu sein. Ein Griff, der sich ganz ungefragt und doch umschmeichelnd zaghaft schützend um die Elbin legte, sie bergen wollte und sich im selben Augenblicke noch darauf verstand ein Halt gebender Pflock im stürmischen Gefüge der Verwirrung zu sein. Es mochte sich in manchen Blicken und Geistern seltsam anmuten lassen was dort zur Szenerie wurde, doch das kümmerte den Wächter nicht. Er sah nicht länger Idhraeneth als Frau und Herrin vor sich stehen, sondern vielmehr einen jungen Trieb, der zwischen Farn und Nadelbaum nicht recht wusste wie er zum Licht finden sollte und darüber in eine bodenlose Angst verfallen musste. Denn wo es keinen Sonnenstrahl für das zarte Grün seiner samtweichen Blätter gab, da gab es auch kein Leben.
Natürlich wusste das Goldhaar, das einen ganz herrlich dezenten Blütenduft an sich hatte, dass die Maid es ihm verübeln könnte. Womöglich würde sie seine Tat nicht einmal billigen und sich aus seinem Arm befreien. Und sicherlich...er würde sie auch gleich frei geben und nicht gegen ihren Willen halten, doch hoffte er, dass diese Berührung genügte und sie für den Augenblick davor bewahrte wieder in die endliche Trübheit ihrer geschundenen Gedankenwelt zu sinken. Worte vermochten solche Rettung oft nicht, denn sie wurden ab einem Punkt in der Zeit nicht länger begrifflich verstanden. Eine Hand, ein Tasten und auch ein sanfter Druck vermochten da viel länger Trost, Halt und Hilfe zu sein, denn ihnen wohnte inne, dass sie körperlich und immerschon vorhanden und bekannt waren.Einen Versuch also musste er so wagen, ehe er anderes in Betracht ziehen wollte an das er jetzt noch nicht dachte. Ihm selbst, so erinnerte er sich in jedem Augenblick da er den ausgezehrten Leib der Frau umschloss, hatte es einst geholfen, als er die Not in sich am größten sah. Wärme hatte er geschenkt bekommen, ohne nach ihr verlangt zu haben. Und doch hatte er nichts so sehr gebraucht wie sie. Halt und neuen Mut, denn die Gewissheit nicht alleine zu sein kam oft wohl schon allein mit einem kleinen Händedruck, einem zaghaften Streicheln über die Wange oder einer beschützenden Umarmung.
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(Irgendwo in der Wildnis)
Orlac knurrte brummend. Er war schon eine ganze Weile gelaufen, gestapft wohl eher und mehr als einmal schon über eine hinterhältige Wurzel, einen fiesen Stecken oder einen spitzen Stein gestolpert. Seine Laune sank zunehmend. Im Gegensatz dazu allerdings entlockten ihm die Nacht, die Einsamkeit des Ortes und die Klänge derer, die hier im Verborgenen lebten den ein oder anderen Laut der Verzückung. Der Zwerg mochte das. Er mochte vieles und gern hatte er den Trubel einer Stadt oder die Klänge eines Elbenhaines. Aber wenn er es sich einmal wirklich vor sich und seinem Schöpfer eingestehen musste, dann war ihm das Rauschen des Windes in den eisigen Höhen der Berge und das Raunen der Tiere in der Wildnis bei Nacht das Liebste überhaupt. Abgesehen von zwei Elbenmaiden, die ihm zu dieser Stunde ferner denn jeh schienen.
Der Langbart schnaufte auf und spuckte hustend auf den dunklen Boden, als sich der Kopf eines kleinen Teufels durch die dicke Schuhsohle und den Wollsocken einen Weg in seine Haut suchte. "So ein Dreck", keuchte der Zwerg und strauchelte. Er war schon viel zu lange gewandert, hatte Wethrinvar, die Pferde und den Tee ganz vergessen und bemerkte erst jetzt, dass da ja eigentlich etwas gewesen war. Allerdings blieb Orlac jetzt keine Zeit sich zu wundern und zu ärgern, denn als sein geschundener Fuss auf den Boden traf, gab dieser in hinterhältiger Absicht einfach nach. Für die Dauer eines Momentes also schwebte der Zwerg in der Luft und begriff, dass er einmal mehr Opfer des Unglücks geworden war und ehe diese Erkenntnis noch zur wirklichen Gewissheit werden konnte, da stürzte der alte Kupferbart auch schon polternd, schreiend und kratzend in ein Loch im Boden. Dumpf schlug der Zwerg auf. Ein Regen aus feuchten Erdbrocken, Steinen, Laubwerk und Holzstückchen ergoss sich über den Gefallenen und zwickte ihm unangenehm in den Augen. Ein dicker Käfer landete grün schillernd auf seinem Kopf und verfing sich gleich auch voller Wonne in dem krausen Haar. Ein weiterer versuchte in das Ohr des Langbartes zu flüchten, wurde aber schleunigst mit einer hektischen Handbewegung fort gewischt. "Welcher depperte Trottel gräbt bitte mitten im Niergendwo ein Loch in den Grund ?" Tobend stob die Frage aus der zwergischen Kehle. "Das muss der selbe Bursche gewesen sein, der sich auch schon an meinem Bart vergangen hat!" schimpfte es weiter aus dem Erdreich. "Wenn ich den in die Finger bekommen dann....daahaaaann...." Der Satz, die Drohung wurde offen gelassen. Wer auch immer sich diese Dreistigkeit erlaubt hatte würde schon sehen was dann mit ihm geschah.
Orlac brauchte einige Minuten in denen er sich beruhigen wollte. An ihm war alles heil geblieben. Die alten Knochen waren hart, das Fleisch zäh und der Geist viel zu stur um sich durch soetwas verletzen zu lassen. Lediglich die Kleidung des ausgeblichenen Kupferbartes zeugte von einem enormen Maß an unerhörter Verschmutzung. "Bei Durins Bart, sieh sich das einer an." Damit war nun freilich nicht der Dreck gemeint. Viel eher der Umstand, dass es hier unten stockdunkel war. Und so vermochte Orlac selbst mit seinen Zwergensinnen kaum mehr als Schatten zu sehen. Also zögerte er nicht, machte aus der Not eine Tugend und begann emsig die Wände nach eventuellen Durchgängen abzutasten. Es gab natürlich keine. Der Langbart steckte einfach in einem Oval im Boden...
"Wethrinvar!....Wethrinvaaaar!...Hört mich irgendjemand ?....Haaallooooo!....Ich bin hier uuuuunten!.....Da ist ein Looohoooch!...."
Die Stunden vergingen.
"Drecksdeubel noch eins!....Ich sitze hier unten fest!"
Aus dem anfänglich klaren Rufen war ein rauchiges Kratzen geworden.
"Wethrinvar, du Esel mit deinen spitzen Ohren ! Ich finde das nicht mehr witzig! Hol mich endlich hier raus, bei Durins Bart noch eins!"
Aus dem Kratzen wurde ein Husten und dann ganz unvermittelt sogar ein Keuchen, als der längst vergessene Käfer vom Kopfe fiel und in den Rachen des Zwergen stürzte, dem es , nach einem halben Erstickungsanfall, gelang das Biest einfach herunter zu schlucken.
"Dreck!"
Orlac nahm das als Zeichen, dass es vorerst klüger wäre den Mund zu halten. Und da er sowieso nicht hoffte jetzt gleich gefunden zu werden und man das Loch bei Tag auch sicherlich viel besser sah als bei Nacht, konnte er die Zeit auch ersteinmal anders nutzen und es sich hier unten so bequem wie nur irgend möglich machen. Kaum eine Minute später drang nurmehr ein verworrenes Schnarchen aus dem Boden und mischte sich in die langsam schwindende Dunkelheit.
Die Türe war noch nicht ganz zugefallen, da hatte der Elb schon ein Lächeln auf den Zügen wie er es viel zu lange nicht mehr getragen hatte. Die Unbedarftheit der Maid, ihre Verlegenheit und die ihm zugetanen Gefühle zwangen ihn einfach dazu seinen Unmut und das Schlechte der Vergangenheit auf einen Schlag zu vergessen. Zumindest für eine kleine Weile, wie er zu hoffen wagte. Es musste weiter gehen. Wenn einer fiel, dann war es ein derber Verlust, aber das Rad der Zeit drehte sich weiter und selbst wenn man eigens davon nicht betroffen war, dann war es doch die Welt, die sich im ständigen Wandel befand. Liralas wusste, dass man sich sehr schnell in ihr verlieren konnte, wenn man es auch nur für einen winzigen Moment wagte zu rasten und sich umzusehen nach jenen, die vielleicht folgten.
Als Caladuneth den Raum wieder betrat lag das Lächeln noch immer auf den Zügen des Mannes, der artig auf sie gewartet hatte. "Du bist zu gut zu mir", sprach er einfach und schämte sich seiner Worte nicht, die er ernst und ehrlich und voller Zuneigung meinte. "Ich will es versuchen, es muss gehen, denn ich habe lange geruht. Vielleicht aber...vielleicht muss ich dich um Hilfe bitten." Wie er das sagte, da überkam ihn der Hunge. Anders konnte es bei dem Anblick dieses Festmahles auch nicht sein. Der Elb mochte sich nicht daran erinnern wann er das letzte Mal solche Köstlichkeiten gesehen hatte, wobei es nur winzige Happen waren, dachte man an die üblichen Tafeln, die es hier gab. "Das ist das erste Mal, dass wir zwei in den Genuss kommen gemeinsam an einem Tisch zu speisen", sinnierte der Jäger und wollte sich dann aber selber bremsen, denn im Grunde spielte es keine Rolle ob es einen Tisch, Wände und Stühle gab, solange Caladuneth nur bei ihm war. Soviel Glück überrannte ihn in diesem Augenblick, dass er es kaum fassen mochte und sich überwältigt sah. Von einem Moment auf den anderen waren die Sorgen verschwunden und der Elb wollte sich neuem zuwenden. Der Schatten des Bären hatte von ihm gelassen und war zusammen mit Finudriel verschwunden.
Unsicher, zitternd und mit unstetem, leerem Blick stand Idhraeneth da- und blickte erstaunt, ja, erschrocken, als der goldene Hüne auf sie zukam. Sie zuckte zurück und meinte wohl, er würde sie rügen und schelten für ihre Schwäche, so wie es alle taten- sie verurteilen und ihren Verstand anzweifeln. Wobei sie aber bei letzterem richtig daran taten. Jedoch er tat ihr nichts- sondern legte nur seine Arme schützend um ihren mageren, zitternden Leib. Sie zögerte erst und kurz schien es, als wolle sie sich ihm entwinden in einem Reflex- doch dann ließ sie sich in seine Umarmung fallen.
Ohne dass sie ein Wort sagte, legte sie Hände und Kopf auf seine Brust, griff schwach nach seinem Gewand und vergrub die dürren Finger darin. Kein Laut kam über ihre Lippen, und doch bebten die Schultern und die Nässe von Tränen würde in den edlen Stoff seiner Kleider sickern. Den Kopf gesenkt und an ihn geschmiegt verharrte sie viele Atemzüge lang in seinen Armen, ehe sie sich schlussendlich löste. Den Kopf gesenkt, sich abwendend und mit einem Tuch über die Augen wischend; beschämt und verbergend, dass sie bitterlich geweint hatte und wohl lieber damit fortgefahren wäre.
Einige Augenpaare in der Halle richteten sich strafend und zweifelnd auf sie, und ein Wunder war es nicht, doch war es ihr zuviel. Zurück in die Stille und Einsamkeit, am besten, und das schnell, fürs erste hinaus. Sie blickte gen Tinpedir, flackernd und wässrig ihr Blick, versuchend, Dankbarkeit hineinzulegen. Ob es ihr gelang, musste er für sich entscheiden. Dann stolperte sie ein paar Schritte weiter zur Türe, hindurch und hinaus, wie unsichtbar getrieben die Schritte beschelunigend. Durch die Vorhalle alsdann, und hinaus aus dem letzten heimeligen Haus, eilig dann den Hang hinab, als fliehe sie. Und hin zu den Stallungen- ganz gleich, was man zu ihr sagte oder wie man sie maßregelte, sie musste fort, nun, denn sie hielt es nicht mehr aus, zu warten und zu träumen.
Orlac
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Tinpedir drehte sich erst herum als die Elbemaid verschwunden war. Ihr selbst hatte er sein herrlich warmes Lächeln angedeihen lassen. Nein, er zürnte ihr nicht, er wollte sie nicht maßregeln und er hielt sie auch nicht offenen Sinnes für eine Verrückte. Sie war wie sie war und so akzeptierte er sie, denn die Zeiten waren keine leichten und es lag nicht an dem goldenen Haar andere für ihre Makel zu richten und dafür zu verurteilen. Der Blick, den jetzt aber all jene ernteten, die der zerbrechlichen Pflanze tadelnd nachgesehen hatten, war ein ganz anderer. Warnend legte sich das klare Blau des HImmels auf jedes Gesicht. Eines nach dem anderer schritt der Hünenhafte ab, legte Vorwurf, Tadel und Gewissenhaftigkeit zu gleichen Teilen hinein und wusste, dass sie dieses sein Sinnen verstehen würden. Es war leicht mit dem Finger auf jemanden zu zeigen der anders war. Es war leicht sich ein Urteil zu bilden wenn man nur als stiller Zuschauer agierte. Es war so unendlich einfach die Probleme anderer von sich zu drücken und sich zur gleichen Zeit auf ihre Kosten zu amüsieren oder zu pikieren. Es war zu leicht. So leicht eben, dass die Gefahr solcher Leben wuchs von anderen eben genau auf diese Weise bedacht und behandelt zu werden. Tinpedir Mallroval aus Lorien duldete das nicht.
Als der schöne Riese die Halle des Feuers verließ und die Tore leise schloss war sein Gewand auf der Brust nass von den salzigen Tränen, die das Silber dunkel gefärbt, ihm nicht aber seinen Glanz geraubt hatten. Das Gewand war auf der Höhe zerknittert, wirkte keines Falls mehr perfekt und rein und doch...es mochte dem Ausdruck des Elben nicht schaden. Sein langes Haar wallte tapfer und schwerelos um sein Haupt herum als er auch das Heimelige Haus hinter sich ließ und hinaus in den lauen Wind trat. Die Elben, die sich hier um Blütenbusch und Marmorstatue trafen und sprachen würden ihm ganz gewiss sagen können in welche RIchtung Idhraeneth verschwunden war, aber noch war Tinpedir sich selbst nicht sicher ob er ihr folgen, sich ihr aufdrängen sollte. So ließ er einige Augenblicke vergehen, genoss die Eindrücke des Tales, die sich ihm boten. Erst nachdem er sich erneut an alledem satt gesehen hatte richtete er seine Aufmerksamkeit auf eine der Gruppen, um dann später selbst mit gemessenen Schritten stolz und edel über die weißen Wege des Tales zu schreiten.
Das größte Ross im Stall schnaubte gelassen als ihm ein bekannter Geruch in die Nüstern schlich. Es hob den edlen Kopf, der ebenso weiß war wie frisch gefallener Schnee und aus dunklen Augen sah es hinaus aus seiner offenen Box und hin zu der Maid, die es schon gesehen hatte. Die lange Mähne, schwarz wie Onyx , glänzte gekämmt und geordnet auf Stirn und Hals. Als Idhraeneth nahe genug war schnaubte der große Falbhengst erneut und gluckerte dabei leise brummend. Es war eine nette Begrüßung, die er der Frau angedeihen ließ, beinahe so als habe er in ihre Seele geblickt und ihren Zwiespalt bemerkt. Natürlich aber hatte er das nicht...Er war seinem Herren einfach nur ähnlich in seiner Art und Weise und nett im Wesen, wenn auch unerschrocken und selbst ungebrochen.